Die Mistel - ein Mysterium der Natur

Die Mistel mit dem lateinischen Namen Viscum album ist mehr als ein dekorativer Weihnachtsschmuck. Seit Jahrtausenden ranken sich Mythen und Legenden um diese faszinierende Pflanze, die als Halbschmarotzer auf Bäumen wächst. Als Wirtsbäume dienen ihr häufig alte Apfel- und Obstbäume, sowie Pappeln denen sie Wasser und Nährstoffe entzieht.
Von den keltischen Druiden verehrt, für magische Zauber verwendet, als Hausmittel oder zum Räuchern eingesetzt und heute als alternatives Krebsmittel erforscht - die Mistel ist ein spannendes Wunder der Natur!
Mystisches über die Mistel
Für die keltischen Druiden galt die Mistel - besonders wenn sie auf einer Eiche wuchs - als heilig, so dass sie sich ihr nur unter großer Ehrfurcht näherten. Sie wurde von weiß gewandteten Priestern mit einer goldenen Sichel geerntet und durfte nur in einem weißen Tuch aufgefangen werden. Aus der so geernteten Mistel wurde ein ganz besonderer Zaubertrank zubereitet: er sollte unfruchtbare Tiere fruchtbar machen, ein mächtiges Heilmittel bei Krankheiten und ein Mittel gegen jedes erdenkliche Gift sein. Echte Eichenmisteln sind in unseren Breiten eher selten, da es sich bei ihnen um eine eigene Art - die sommergrüne Eichenmistel - handelt. Sie unterscheidet sich von unserer Mistel durch gelbe anstatt weißer Beeren, sie zu finden ist auch heute wahrlich ein echter Glücksfall. 
Auch in der nordischen Mythologie spielt die Mistel eine wichtige Rolle. Die Göttin Freya versuchte, alle Lebewesen einen Schwur ableisten zu lassen, ihren Sohn Baldur niemals zu verletzen. Sie übersah jedoch die unscheinbare Mistel. Der listige Gott Loki nutzte dies aus, fertigte einen Pfeil aus Mistelholz und ließ damit Baldur töten. Freyas Tränen verwandelten sich in die weißen Beeren der Mistel. Nach Baldurs Wiederauferstehung wurde die Mistel der Göttin des Friedens geweiht, und fortan sollte sie nicht mehr für Schaden, sondern für Liebe und Versöhnung stehen. Das ist auch der Ursprung des Kuss unter dem Mistelzweig.
Volksmedizinische Anwendung der Mistel
Die Mistel galt als Allheilmittel vergangener Zeiten. So wurde sie innerlich als Tee etwa gegen Krämpfe, Epilepsie, Migräne, Bluthochdruck und Asthma angewandt. Äußerlich wurde sie bei Ischias, Nervenentzündungen oder Rheuma eingesetzt. Eine spannende Anwendungsmöglichkeit ist die Herstellung einer Mistelsalbe, die bei Entzündungen auf die Haut aufgetragen werden kann. Bei Mittelohrentzündung soll sie, hinter dem Ohr aufgetragen, für Schmerzlinderung sorgen.
Mistelsalbe
Zutaten:
- 60 g neutrales Öl (z.B. Sonnenblumenöl HO, Mandelöl etc.)
- 1 handvoll Mistelblätter mit den weißen Beeren
- 5 g Lanolin
- 5 g Fichtenharz
- 5 g Bienenwachs
Zubereitung:
Die Misteln zerkleinern, zum Öl in ein feuerfestes Glas geben und für rund 2 Stunden sanft im heißen Wasserbad ausziehen lassen.
Danach das Öl abseihen und mit Lanolin, Fichtenharz und Bienenwachs nochmals erwärmen, bis alles gut geschmolzen ist. Vom Wasserbad nehmen und in desinfizierte Glastiegel abfüllen.
>>HIER<< kannst du das Rezept für die Mistelsalbe als PDF - Datei downloaden.
Die Mistel in der ergänzenden Tumortherapie
Heute wird die Mistel als pflanzliches Medikament in der komplementären Krebstherapie und zur Verbesserung der Lebensqualität bei Palliativpatienten eingesetzt. Trotz vieler Jahre medizinischer Forschung ist noch immer nicht belegt, das die Misteltherapie darüber hinaus auch das Tumorwachstum hemmen kann. Daher empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften die Therapie mit der Mistel nicht, raten aber auch nicht davon ab.
Wichtig: Die Mistel ist giftig und darf niemals selbst gesammelt oder roh eingenommen werden. Die medizinische Anwendung erfolgt ausschließlich durch standardisierte Extrakte und unter ärztlicher Aufsicht!
Die Mistel als Räucherpflanze
Zum Räuchern können getrocknete Blätter, Beeren und die zerkleinerten Stängel verwendet werden, welche man vom Herbst bis in den Frühling hinein sammeln kann. Aber Achtung, damit du beim Ernten nicht den Wirtsbaum beschädigst!
Beim Räuchern entfaltet die Mistel einen krautigen, leicht dumpfen Duft, der gut zu Wacholder, Beifuß, Alant, Dammar aber auch Fichtenharz passt.
Man sagt ihr allgemein schützende Wirkung nach, aber auch im stressigen Alltag kann sie uns vor "Energieräubern" schützen. Da sie darüber hinaus zum Erzeugen hellsichtiger Träume genutzt werden kann, passt sie auch wunderbar in deine Raunachts-Räuchermischung. Sie hilft dir ebenso, eine Verbindung zu deinen Ahnen herzustellen.
Die Mistel ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie eng Mythos, Volksglaube und Wissenschaft miteinander verwoben sein können. Vom Druidenkult über die nordische Göttersage bis hin zur onkologischen Forschung: Sie bleibt eine kraftvolle Pflanze - viel mehr, als ein Zweig, unter dem man sich zu Weihnachten küsst!